MASSENBESCHLEUNIGER__________________4 June – 6 July 2010

Wir sind ja nicht grundsätzlich dagegen. Was aber auch nicht heißt, dass wir das alles so unterstützenswert finden. Das mit der Welt in der wir leben. Vielleicht sollten wir doch mal danke sagen für die ganzen Impfungen, Hamburger statt Hunger und die Idee der Autobahn, die ja bekanntlich aus den 20er Jahren stammt. Speed up your life. Jede FahrerIn beschleunigt.

Unsere Generation wurde in eine Welt relativer Sicherheit und Massen-x hinein geboren: Massenproduktion, Massenmedien, Massenkonsum, etc. Die Idee der Ausstellung, die formal als eine Verhandlung von Verhältnis und Beziehung zwischen dem Einzelteil zum Ganzen beschrieben werden kann, ist der Versuch, unsere komplexe und vielschichtige Welt und Wirklichkeit ein wenig mehr zu erschließen.

Dirk Krecker, Mai 2010

 

Bei der Auflösung ins Kleinste informieren sich Praxis und Theorie gegenseitig. Und während im Cern kleinste Teilchen in annähernder Lichtgeschwindigkeit aufeinanderprallen, zeichnet Isabel Albrecht aus kleinsten Linien große Zusammenhänge. In ihrer Arbeit ergibt sich aus Reihung und Schichtung die Verhandlung vom Wert des Einzelnen und dem Gewicht, das sich aus dem Bezug der Einzelnen aufeinander ergibt.

Karsten Bott betreibt seit 1998 das "Archiv für Gegenwarts-Geschichte". Dort sammelt er Dinge des täglichen Lebens und katalogisiert sie. Für Bott sind die Gegenstände gleichbedeutend mit Geschichtsdokumenten der Menschheit. Wichtig ist ihm eine möglichst vorurteilsfreie Annäherung an die Gegenstände und ihre Untersuchung auf Form, Funktion und der ihnen innewohnenden Bedeutungsebenen. Die hier gezeigten Orden, Teeverpackungen und Kaugummis besetzen drei unterschiedliche Verhältnisse der Objekte zu unseren gesellschaftsimanenten Wertvorstellungen.

In DAGs Filzstiftbildern haben sich die einfachen Elemente, die uns die Moderne gelehrt hat, zu Clustern zusammen gefunden, die sich beharrlich der Frage entziehen, ob sie einer Gegenständlichkeit entsprechen. Aber vielleicht wäre diese ja auch in der grafischen Auswertung einer statistischen Untersuchung zu einem der UN-Milleniumziele zu finden oder im Screenshot eines (freizeitlich betriebenen) virtuellen Schlagabtauschs. In jedem Fall bleibt der Eindruck zurück, in einen großen Raum geblickt zu haben, in dem sich Bedeutungsfelder finden und zueinander in Verhältnisse treten.

Ursula Döbereiner ist eine Zeichnerin. Und tatsächlich zeichnet sie auch noch manchmal mit dem Kugelschreiber oder so auf Papier. Hausfassaden mit Werbeslogans, Tabletten und Filmstills, verkabelte Musikhardware und Punkikonen bilden so etwas wie ihr Grundvokabular. Die Grammatik wird so gesehen im weiteren Verarbeitungsprozess generiert, wenn sie das alles durch ihren Computer jagt, sampelt, remixt, ausdruckt und tapeziert, animiert und projiziert. Viele andere Materialien zieht Döbereiner heran. Aus Berlin hat sie für Massenbeschleuniger Zeichnungen der 70er Jahre Architektur-Ikone "Kotti" in große Pappaufsteller überführt. Rock it!

Die Veranschaulichung von Verhältnissen der Dinge zueinander meistert
Denise Mawila mindestens mit Eleganz. Nicht so elegant wird dann der zweite Blick auf die poröse Beschaffenheit eben der so sicher geglaubten Verhältnisse, oder elender noch, der Dinge an sich gelenkt. So zieht es sich durch ihre Arbeit, schimmert immer durch, durchdringt die Objekte, Bilder, Collagen: die Eleganz und die Auflösung, die Eleganz der Auflösung, die Auflösung der Eleganz.

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We’re not against things on principle. But that doesn’t mean that we find everything commendable. With ‘everything’ we mean the world we live in. Perhaps we should really be grateful for all the vaccinations, hamburgers instead of hunger and the idea of the motorway, which, as we know, stems from the twenties. Speed up your life. Every driver accelerates.
Our generation was born into a world of relative safety and mass-X: mass production, mass media, mass consumption etc. The idea of the exhibition, which can be formally describe as a discussion about relationship and correlation of the individual parts to the whole, is an attempt to reveal our complex and heterogeneous world and reality a little bit more.

Dirk Krecker, May 2010

With the dissolution into the smallest parts, practice and theory inform one another. In Cern, where the smallest particles collide almost with the speed of light, Isabel Albrecht uses tiny lines to illustrate huge connections. Her work is derived from the ordering and compiling of the discussion of the values of the individual and the importance which comes from the individuals relating to each other.

Karsten Bott has been running the “Archive of Contemporary History” since 1998. Here he collects and catalogues every-day items. For Bott, these items are as important as the historical documents of mankind. Important to him is an unbiased approach to the objects and the examination of their shape, function and innate value. The medals, tea packets and chewing-gum shown here represent three different relationships of objects to our set of social values.

In DAG’s felt-tipped-pen drawings, the simple elements, which modern art has taught us, have formed clusters which persistently evade the question whether they conform to a motif. But perhaps this could also be found in the graphic evaluation of a statistical examination of one of the UN-millennium targets or in the screen shots of a virtual hefty exchange (conducted in ones spare-time). In any case, the impression remains of having looked into a large space in which semantic fields find each other and relate to each other.

Ursula Döbereiner draws. And indeed sometimes she draws with a ball-point or simply on paper. House façades with advertising slogans, trays and film stills, wired music hardware and punk icons form what you could call her basic vocabulary. Seen as such, the grammar evolves in the subsequent process when she sends everything through the computer, sampling, re-mixing, printing and papering, animating and projecting. Döbereiner utilises many other materials. From Berlin, for ‘Massenbeschleuniger’ she has transferred drawings of the 1970’s architectural-icon “Kotti” onto life-size cardboard figures. Rock it!

Denise Mawila masters with elegance the illustration of things in relation to each other. But the second glance is not so elegant when it is directed to the porosity of those relationships, thought to be so certain, or even worse, towards the things themselves. Thus it runs through her work, always shining through, penetrating objects, pictures, collages: elegance and the dissolution, the elegance of dissolution, the dissolution of elegance.

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